Auszeitklang Michaela Stohl
20. Januar 2021
unscheinbare Schönheit
E
s war etwas still in letzter Zeit – die Natur ruht ja auch. Nur uns Menschen ist nicht klar, wie sehr wir das von Zeit zu Zeit benötigen. Wie schön es draussen ist, wenn still kleine Flocken fallen und man ihnen beim schmelzen zusehen kann. Wie man dabei innerlich zur Ruhe kommen kann versteht nur, wer es einmal ausprobiert hat. Da wird jede kleine Flocke auf einmal zum Freund mit einer eigenen Geschichte:
Diese zum Beispiel: Zu ihr hatte ich einen besonderen Draht. Lange hielt sie meinem Mikroskop stand und ich durfte sie betrachten. Doch das Licht deckte all die Verletzlichkeit in ihr auf – Nähe macht eben den Unterschied. So schmolz sie dahin und lehrte mich so einiges. Wenn wir uns nicht die Mühe machen, uns wirklich auf Menschen einzulassen, werden wir sie nicht in ihrer ganzen Schönheit wahrnehmen. Wo Nähe ist, wird es zuweilen schmerzhaft. Da wir Menschen eben so unterschiedlich sind und einander oft nicht erkennen. Aber wann immer wir uns darauf einlassen, wird es Inspiration und Veränderung geben – lauter kleine Neuanfänge. Und wann immer wir einmal wieder zerfliessen, wird Einer uns auffangen, wenn wir uns an Ihn wenden – unseren Schöpfer. Der, der sich den Wechsel aus Wasser und Eis ausgedacht hat.
Ja, dieser Spaziergang war es wert. Auch das Befassen mit der kleinen Flocke. Es war keine verschwendete Zeit, es brachte inneren Frieden und Gelassenheit. Das wünsche ich auch dir.
Falls du dich mit dir und deiner Persönlichkeit auseinandersetzen möchtest und von der Natur lernen willst, wirst du hier fündig: Mehr Informationen unter auszeitklang.deSchnee-weises Reden
Ich sollte ihn schließen, meinen Mund,
das ist wahrscheinlich höchst gesund.
Zumindest für meine Umgebung
wäre das wie Wiederbelebung.
.
Meine Motivation ist immer Freundlichkeit,
doch war ich scheinbar nicht gescheit.
Habe all das Leid nur heraufgespült,
weiß nun nicht, wie der Andere sich fühlt.
.
Ich möchte niemals Schmerz zufügen,
des anderen Seele nicht betrüben.
Zwar ist eigene Ehrlichkeit gut,
entfacht jedoch vielleicht nur Wut?
.
Ich sollte es lassen und schweigen
und mein Empfinden weniger zeigen.
Dann wühle ich nichts Schweres auf,
Herzen gehen dabei nicht drauf.
.
Im Herbst tut es noch viel mehr weh,
woher bekomme ich weichen Schnee?
Der all das dunkle Leid überdeckt,
so manchen Schmerz erneut versteckt?
.
Erst im Frühling, wenn alles blüht
und dabei das Herz erglüht
wird alles wieder leichter sein
so hülle ich mein Reden ein
.
in Schneeflocken, so sacht und fein
Wunden kühlend, wohlwollend rein
oder ich werde einfach schweigen,
im Loslassen der Tränen Mitgefühl zeigen.
© Michaela Stohl