Auszeitklang Michaela Stohl
21. Oktober 2022
Wie ich die Welt sehe…
von Sichtweisen und neuen Blickwinkeln
S
ehen – am besten mit offenen Augen. Was aber, wenn wir eingeschränkt sind? Wie zum Beispiel die Kurzsichtigen oder Weitsichtigen unter uns – mich eingeschlossen? Sind wir dann schlechter dran? Als Kind durfte ich mir den netten Begriff “Brillenschlange” anhören und konnte dagegen nicht viel ausrichten. Es war ja scheinbar ein Makel, dass meine Augen nicht ohne Brille funktionierten. Doch man wächst raus aus den alten Erfahrungen. Im besten Fall findet man neue Sichtweisen und einen eigenen Blickwinkel.
Das zumindest habe ich entschieden, als ich merkte, wie oft meine Augen müde von zu vielen Eindrücken waren und schmerzten. Wo ich doch immer Durchblick haben wollte und alles scharf sehen, entschied ich mich immer mehr dafür, meine Brille abzunehmen und meinen Augen diese Freiheit zu gönnen. Im Wald ist das super, Bäume haben die Eigenschaft, nicht ständig alles und alle um sich herum zu bewerten, wie Menschen das tun. Auf einmal sah ich alles wie im Märchen – unscharf, verschwommen geheimnisvoll, nur die Nähe war scharf zu sehen.
Dieser Blickwinkel ließ genug Freiheit und Raum für Geschichten, die unfertig waren und ein Ende brauchten – oder einen neuen Anfang. Ich entdeckte einen Herbst, der durch die Regenzeit einem Frühling glich, mit sattem Grün und unendlich vielen kleinen Details. Meine Augen atmeten auf und ich entspannte mich insgesamt ein wenig mehr.
Könnte es sein, dass nicht nur Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit Vorteile hat, sondern jede Einschränkung oder Hindernis die Chance für einen neuen Weg bereit hält? Ist Verschwommenheit eine Möglichkeit, ungeahntes in sein Leben zu integrieren? Vielleicht macht es dankbarer für die vielen kleinen Details, denen wir begegnen und lässt uns über die Schönheit staunen. Was glaubst du, was ich seither alles sehen durfte, was andere nicht sehen, die doch gesunde Augen haben…
Und du – hast du eine Schwäche oder einen Makel? Hast du dich damit versöhnt? Probiere mal einen entspannenden Waldspaziergang.
Wenn du Beratung möchtest, melde dich gern für ein Onlinecoaching oder Kreativcoaching in Dresden. Weitere Gedankenanstöße in Form von Büchern oder Karten findest du in meinem Shop.
Ich wünsche dir einen märchenhaften Tag, 🙂 an dem du mit den Augen deines Herzens siehst.
Betrachtungsweise
Ich habe meinen Augen erlaubt, ohne Brille Durchblick zu haben.
Ich hatte sie der Erfahrung beraubt, weil ich die märchenhaften Gaben
lange darin nicht erkennen konnte. Doch Kurzsichtigkeit hat einen Vorteil.
Während sich das Detail vor mir sonnte, wurde ich bei dem Anblick innerlich heil.
Diese Verschwommenheit der Weite sorgt für Herzensgeschichtenphantasie.
Wenn dir die Sehkraft Kummer bereitet, entspanne die Augen, lausche und sieh
was mit allen Sinnen daraus entsteht. Denn was erst wie ein Mangel aussah,
bringt bereichernd zur Entfaltung, lädt andere dorthin ein. Ich bin zufrieden da.
~© Michaela Stohl
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