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Meine erste große Ausstellung

Auszeitklang Milea Seidenklang
01. Februar 2025

Auszeitklang.de

Von Plänen und der Freiheit, sie über den Haufen zu werfen

Ich hatte nie vor, eine Ausstellung zu organisieren. Ich male und schreibe, um das Leben zu ertragen und nicht daran zu verzweifeln. Aber da nun einmal so viel entstanden ist, berührt es vielleicht Herzen, dachte ich, als mir ein befreundeter Maler den Tipp gab, einfach mal im Lingnerschloss nachzufragen, ob ich dort nicht eine Ausstellung planen könnte? Verwegene Idee, dachte ich noch, als ich die Nummer wählte.

Drei Monate bereitete ich mich auf meine Ausstellung und Vernissage vor. So lange deshalb, weil man mit 2 Joobs nur begrenzt Zeit für solche Dinge findet. Zumal ich im November keinen einzigen Rahmen für meine Bilder hatte und eigentlich gemütlich Winterschlaf halten wollte. Doch wenn sich die Gelegenheit bietet, in einem so schönen Schloss auszustellen, dann nützen die besten Pläne nichts, sondern dann findet die Freiheit Wege, ihre Richtung vorzugeben.

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Eigentlich mögen meine Bilder nicht gern in Rahmen gezwängt werden. Also ging ich auf die Suche nach besonderen Rahmen. Über Ebay Kleinanzeigen fand ich in der ganzen Stadt Dresden nette Menschen, die mir alte schöne, einzigartige Rahmen verkauften. Ich lernte interessante Menschen kennen. Wo ich dabei überall rumgekommen bin. Doch manche Bilder wehrten sich sehr gegen die Rahmen.

Dann überlegte ich, was mir guttut, wenn es mir nicht gut geht und mir kam die Idee, sie in Samt zu hüllen. Damit waren alle schnell einverstanden. Weil ich einige Bilder einst mit Tränen malte, kam auch schnell der Titel „Samttränen-Bilder“ angeflogen. Nun brauchte ich einen Musiker, denn was ist eine Vernissage ohne Musik. Manchmal darf man sich einfach trauen zu fragen, denn als ich Malte Vief fragte, ob er seine wundervolle Musik spielen würde, sagte er schlicht Ja. Nun hatte cih ein Fundament, auf das ich aufbauen konnte.

Es war Mitte Dezember, ich hatte ein Ziel und viele Nächte zum Arbeiten. Im Herbst entsponn sich in meinem Kopf allerdings die Idee, noch ein Buch mit Kurzgeschichten für die Charakterwerkstatt zu schreiben. Nun bestand jeder Tag daraus, erneut Proritäten zu setzen. Erstmal Arbeit, dann Winterschlaf. Rückzug. Keine Ablenkung. Einige Menschen fanden das wahrscheinlich nicht so gut. Aber manchmal hat ein Mensche ein Ziel und darf sich nicht ablenken lassen. Der Winterschlaf gab mir die Freiheit, an den Feierabenden an meinen Projekten zu arbeiten. Ich hatte erst 3 Geschichten, das ist noch kein Buch. Ich hörte Maltes Musik rauf und runter, dazu Jens Böttcher, dessen neues Album mich sehr berührte. Mich inspirierten die Briefe sehr, die ich erhielt. So schöne Worte von zum Teil mir bis dahin fremden Menschen. Manch eine Nacht war sehr kurz. Aber kurz vor Weihnachten hatte ich endlich Urlaub und konnte schreiben, Bilder rahmen und alles vorbereiten. Eine schöne Geschichte nach der anderen entstand und auf einmal waren es hundert Seiten und ich war noch nicht fertig, obwohl das Buch längst in den Druck sollte.

Ich verschickte Einladungen und verteilte Werbung in der Stadt und fragte mich, welche Angst in mir größer ist: dass zur Vernissage keiner kommen könnte oder dass zu viele Menschen kommen. Und dann meldete sich noch eine Angst zu Wort: was, wenn ich wieder ein Fest erlebe, welches ich nicht genießen kann? Ich hatte in meinem Leben viele Feste und Veranstaltungen vorbereitet, die für mich nur aus Organisation und Arbeit bestanden. Dann waren sie rum und ich hatte gar nichts davon. Ich musste also diesmal so planen, dass Raum zum Erfreuen für mich blieb. Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Aber wenn sie uns bewußt ist, können wir die Zukunft neu gestalten. Je bewußter uns unsere eigenen Ängste sind, desto besser können wir damit umgehen und Strategien suchen, um ihnen zu begegnen oder sie bestenfalls in den Arm zu nehmen. Ich brauchte also eine gute Struktur, um alles vor der Zeit fertig zu haben, um auch Pausen machen zu können und es kann ja auch immer etwas schiefgehen.

Ich brauchte Helfer und ich fand liebe Menschen, die mich unterstützten. Ich brauchte einen Fotograf, der die schönen Momente festhielt, die ich gar nicht alle gleichzeitig wahrnehmen konnte. Und ich fand einen wunderbaren Fotografen – Florian Manuel Fügemann – ein alter Kollege, ich hatte ihn nur lange nicht gesehen. Mit manchen Menschen ist das gar nicht nötig, es ist vertraut wie damals, als wäre keine Zeit dazwischen gewesen. Nun brauchte ich noch Ruhe, um alles gut vorzubereiten. Einen Tag vor der Vernissage bekam ich Panik. Ich überlegte, ob es nicht besser sei, in den Wald zu fahren und schlendern zu gehen, als ins Schloss. Doch mein Auto war bereits gepackt.

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Also fuhr ich am 31.1. früh los, um meine Bilder an ihre Plätze zu geleiten. Ich war allein im Schloss und hatte bis Mittag Zeit. Und es gelang. Einzig die Scheibe beim fliegenden Menschen zerbrach. Es war mir vorher klar, dass er sich gegen eine Glasscheibe wehren würde, aber ich hatte doch noch versucht, ihn zu schützen. Doch wer fliegt, hat gelernt, selbst auf sich aufzupassen.

Als alles fertig war, hatte ich Zeit zum Genießen, ganz allein, in Zeitlupe schlenderte ich durchs Schloss und ließ meine Emotionen alle mal zu Wort kommen. War das schön. Ich war ganz bei mir angekommen, nun konnten auch die Menschen kommen. Wenn jemand kommt…

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